Ein kürzlich veröffentlichtes, von Experten begutachtetes Whitepaper erläutert diesen neuen Ansatz zur Berechnung von CO₂-Emissionen und vergleicht ihn mit derzeit gängigen Methoden, darunter ausgabenbasierte, prozessbasierte und hybride Ansätze.
“Viele Ansätze konzentrieren sich auf die Energieallokation auf höchster Ebene, da diese leicht zu überprüfen ist. Das bietet den Kunden jedoch keinen echten Mehrwert. Solche Allokationen sind zwar ein guter erster Ansatzpunkt, liefern aber oft ein falsches Bild der CO₂-Auswirkungen, da sie stark die Marge beeinflussen. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, die Emissionen von Grund auf anzugehen – die Optimierung der Eigenproduktion und des Chemikalieneinsatzes, anstatt sich auf pauschale, ungenaue Annahmen zu verlassen.“
- Martin Hachenburg, Director of Sustainability, Infineon Technologies
Ein vielversprechender KI-Anwendungsfall ist die Konsolidierung und Analyse unübersichtlicher und fehlender Daten zur Berechnung von CO₂-Emissionsstatistiken, die eine nachhaltige Elektronikfertigung ermöglichen. OEMs wie Apple, Google, Cisco und Microsoft fordern ein automatisiertes und präzises Tool, das die manuelle Datenerfassung zur Erstellung einer „grünen“ Stückliste (BOM) ersetzt, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Leider ist die Anwendung von KI im traditionellen Ökobilanzprozess (LCA) zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks eines Produktdesigns mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. TrustedParts.com arbeitet mit Sluicebox zusammen, um einen neuartigen Ansatz zu entwickeln, der KI zur Skalierung von Expertenmeinungen nutzt und gleichzeitig die ISO 14040/44-Normen strikt einhält. So entsteht eine Software, die dieses Problem wirklich löst. Das Unternehmen hat ein ausführliches Whitepaper veröffentlicht, in dem die Gründe und Forschungsergebnisse für seinen neuartigen Ansatz erläutert werden.
Dieses gut recherchierte und von Experten begutachtete Whitepaper wurde von Experten der Elektronikbranche und einem Forscherteam aus den Bereichen KI, Elektronik und Nachhaltigkeit verfasst, darunter Dr. Sandeep Chinchali von der University of Texas in Austin, Sridhar Nagarajan und Mrinalini Iyer von Western Digital, Susan Monroe von Vishay Intertechnology, John Archer von TTI (einem Unternehmen von Berkshire Hathaway) sowie Elmar Kert, Emi Ayada, Piriya Sugumaar und Sarah Tang von Sluicebox AI.
Das Dokument bereitet sorgfältig die Bühne, indem es zunächst die derzeit im Umlauf befindlichen Methoden zur Berechnung der Kohlendioxidemissionen vergleicht, darunter auf Ausgaben, Prozessen und Hybridmethoden basierende Ansätze.
Fünf Mythen über CO2-Emissionen
Das Papier räumt mit fünf Mythen über Emissionen in der Elektronikindustrie auf. Die Aufklärung dieser Missverständnisse sei für Führungskräfte und Stakeholder unerlässlich, heißt es in der Erklärung.
Mythos #1: Ausgabenbasierte Berechnungen seien "gut genug."
Mythos #2: Prozessbasierte Ökobilanzen sind zu teuer und zeitintensiv
Mythos #3: Lieferanten können problemlos umfassende Daten bereitstellen.
Mythos #4: Primärdaten sind immer am genauesten.
Myth #5: CO2-Daten dienen ausschließlich der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.
Der Großteil des Papiers beschreibt, wie das proprietäre KI-Modell von Sluicebox, das mithilfe der Fachkompetenz der ECIA für die Elektronikindustrie optimiert wurde, generische Modelle übertrifft.
Um die Genauigkeit seiner dynamischen Echtzeit-Ökobilanzen zu überprüfen, hat Sluicebox diese mit menschlicher Expertise verglichen. Dabei wurde ein weit verbreitetes System zur Qualitätsbewertung von Ökobilanzen verwendet, das die Datengenauigkeit anhand von Technologie, Geografie und Datenaktualität bewertet.
Anschließend präsentieren die Forscher Ergebnisse aus drei Fallstudien zur Implementierung der Echtzeit-Ökobilanzen von Sluicebox für CO2-Intelligenz bei Western Digital, TTI und Vishay. In jeder Fallstudie wird verglichen, wie die Ökobilanzen vor und nach der Implementierung des Sluicebox-Ansatzes erstellt wurden.
Fazit
“Primärdaten sind der ideale Wegweiser. Allerdings verfügen nicht alle Unternehmen über die Mechanismen und Prozesse, um die Ressourcenintensität jedem einzelnen produzierten Gerät zuzuordnen. Activity-Based Costing wurde bereits vor Jahrzehnten entwickelt. Jetzt ist die Zeit für Activity-Based Carbon gekommen. Generative Ökobilanzen können dies in großem Maßstab ermöglichen.“
– Sridhar Nagarajan, Sr. Director of Sustainability, Western Digital
Generative Ökobilanzen reduzieren traditionelle Hürden für genaue Emissionsdaten von Komponenten erheblich und ermöglichen so eine effiziente Skalierung der Emissionsanalyse über Millionen von Elektronikprodukten hinweg, so das Fazit des Papiers. Der Kampf ist jedoch noch nicht vorbei. Da diese Herausforderung branchenübergreifende Anstrengungen erfordert, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Ökobilanzplattformen und allen Akteuren der komplexen Lieferkette der Elektronikfertigung erforderlich, um den Erfolg zu gewährleisten. Verschiedene Branchenakteure, Standards und Datenquellen müssen in ein zusammenhängendes Ökosystem integriert werden.
Im Gegensatz zu typischen generativen KI-Modellen, die regelmäßig ungenaue oder unbegründete „Halluzinationen“ erzeugen, können generative Ökobilanzen vollständige Transparenz und Überprüfbarkeit gewährleisten, da sie KI lediglich nutzen, um Lücken in bekannten Datenquellen zu schließen. Die Ergebnisse stammen aus begutachteter Literatur, Primärdaten, Fabriken oder validierten Lieferantenangaben.
Die Autoren argumentieren, dass die frühzeitige Einführung von Umweltproduktdeklarationen (EPDs) der Schlüssel zur Erfüllung der Kundenanforderungen und zur Schaffung echter Transparenz über CO2-Emissionen sein wird. Generative Ökobilanzen können die Erstellung von EPDs gemäß EN 50693 innerhalb weniger Minuten automatisieren. Mit präzisen und zuverlässigen EPDs können Unternehmen ihre CO2-Transparenz schnell von minimalen Basiswerten auf nahezu vollständige Abdeckung verbessern und so fundierte Nachhaltigkeitsmaßnahmen ermöglichen. Generative Ökobilanzen unterstützen Unternehmen dabei, von der bloßen Einhaltung von Vorschriften zu proaktiven Kundenangaben überzugehen.
Die Autoren des Whitepapers kommen zu dem Schluss, dass „generative Ökobilanzen eine neue Ära der Umweltintelligenz einläuten: eine Ära, die schnell, umsetzbar und skalierbar ist. Für Elektronikunternehmen, die mit fragmentierten Lieferketten, Kundenaudits und zunehmendem Designdruck zu kämpfen haben, schafft dieser Ansatz Klarheit in der Komplexität.“
Das vollständige Whitepaper finden Sie hier: "Präzision und Skalierbarkeit elektronischer Kohlenstoffdaten: Generative Ökobilanzen für grüne Stücklisten"
